Splashtops CEO Mark Lee im Gespräch mit Ryan Floyd von Storm Ventures
Storm Ventures hat sich an allen Finanzierungsrunden von Splashtop beteiligt. Von der Serie A im Jahr 2006 bis zur Serie D im Jahr 2010 und nun an der jüngsten Finanzierung: 50 Millionen US-Dollar, welche die Bewertung von Splashtop über die Schwelle der 1-Milliarde-Dollar-Bewertung hebt.
Bei jeder dieser Finanzierungen war der Hauptinvestor von Storm Ryan Floyd, der Mitbegründer und Geschäftsführer des Unternehmens. Storm investierte sogar in unser vorheriges Unternehmen, OSA Technologies, welches einen völlig anderen Markt bediente (eingebettete Intelligent Platform Management Interface [IPMI] Firmware für Server).
In Anbetracht von Ryans langjährigem Engagement bei Splashtop wollten wir mehr über seine Sichtweise auf unseren bisherigen Weg wissen — und wo er unser Unternehmen und unseren Markt in der Zukunft sieht.
Mark Lee: Ryan, ihr habt im Laufe der Jahre in viele Unternehmen investiert und seid seit Beginn einer unserer Investoren. Würdest du Splashtop als eine typische Investition für Storm Ventures bezeichnen?
Ryan Floyd: Ich bin mir nicht sicher, ob es so etwas wie eine wirklich typische Investition gibt. Aber ich kann dir sagen, dass sich Splashtop von den meisten anderen Investitionen, an denen ich beteiligt war, in vielerlei Hinsicht unterscheidet.
Zum einen investieren wir so oft in Unternehmen, die versuchen, einen völlig neuen Markt zu etablieren. Aber mit Splashtop brecht ihr den etablierten Fernzugriffsmarkt auf, der im Moment hauptsächlich aus virtuellen privaten Netzwerken (VPNs) besteht.
VPNs hatten ihre Zeit, aber sie sind ein veralteter Ansatz. Sie sind klobig, schwer zu verwalten, teuer und werden von ihren zentralisierten Command-and-Control-Infrastrukturen belastet. Sie können mit der digitalen Transformation, die heutige Unternehmen durchlaufen, nicht Schritt halten.
Mit der Bereitstellung eines modernen, cloudbasierten und sicheren Ansatzes für den Fernzugriff präsentiert Splashtop eine klare Alternative zu einer Technologie und einem Markt, der zwar sehr bekannt ist, aber den nur wenige mögen.
Ein weiterer Unterschied von Splashtop ist, dass ihr schon seit vielen Jahren profitabel seid.
Mark: Stimmt, seit 2015.
Ryan: Und nicht nur etwas profitabel, sondern sehr profitabel. Ihr habt eine starke Bilanz aufgebaut, wovon die meisten Risikoinvestoren nichts verstehen. Und ganz wichtig, ihr seid dabei weiterhin schnell gewachsen. Ich sage dir, die Kombination aus Wachstum und hoher Profitabilität macht Splashtop definitiv zu einem Sonderfall und zwar auf die bestmögliche Art und Weise.
Mark: Unser kürzliches Wachstum und unsere Profitabilität wurden sicherlich durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt.
Ryan: Sicherlich hat Splashtop durch COVID-19 starken Rückenwind gehabt. Aber ich denke, die Pandemie hat nur etwas hervorgehoben und beschleunigt, was bereits im Gange war.
Einer der stärksten Trends in der Unternehmens-IT ist es, den Anwendern den Zugriff auf die Daten, die sie für ihre Arbeit benötigen, zu erleichtern. Menschen wollen unabhängig sein. Sie wollen nicht um Erlaubnis bitten müssen oder spezielle Geräte besorgen oder Hürden überwinden müssen. Sie wollen einfach nur das bekommen, was sie brauchen, um ihre Arbeit zu erledigen, ohne jegliche Barrieren. Wenn man den Menschen Werkzeuge an die Hand gibt, mit denen sie ihre Arbeit effizienter und effektiver erledigen können, werden sie diese nur zu gern annehmen.
Für viele Unternehmen und andere große Organisationen, aber auch für viele kleine Betriebe brauchte es den Zwang zum Homeoffice, um zu entdeckten, dass die Mitarbeiter digitale Arbeiten aus der Ferne erledigen können und dabei oft genauso produktiv sind, wie wenn sie physisch im Büro wären.
Mark: Wir sagen gerne, dass der Flaschengeist des Homeoffice aus seiner Flasche gekommen ist und auf keinen Fall wieder hineingehen wird!
Ryan: Genau, ja! Ein weiterer starker Aspekt der Splashtop-Geschichte ist, dass ihr die technischen Probleme des Fernzugriffs mit einer grundsätzlich verbraucherorientierten Denkweise angegangen seid. Das bedeutet, dass eure Software sehr, sehr einfach zu benutzen und erschwinglich ist. Deshalb nutzen Privatpersonen Splashtop so gerne.
Aber gleichzeitig löst ihr auch ein zentrales Unternehmensproblem. Und zwar wie Mitarbeiter besser mit den Daten, der Software und anderen digitalen Ressourcen, die sie benötigen, um ihre Arbeit möglichst effektiv zu erledigen, verbunden werden können.
Für Unternehmen war so etwas wie die Pandemie wahrscheinlich nötig, damit sie diesen besseren Weg einschlagen. Aber wie bei so vielen anderen Dingen mit COVID-19 jetzt, wo wir das Licht gesehen haben — und diese bessere Art des Fernzugriffs erlebt haben — würde sich jeder, der denkt, wir könnten zu unseren Ansätzen von vor der Pandemie zurückkehren, etwas vormachen.
Mark: Das ergibt Sinn. Unsere Verkaufszahlen sind definitiv gestiegen und immer mehr größere Unternehmen zeigen Interesse, seit der COVID-19-Lockdowns.
Ryan: Und das erinnert mich an einen anderen Punkt, welcher Splashtop wirklich auszeichnet. Ich weiß, dass du und die drei anderen Gründer viel zu bescheiden seid, um es zu sagen, aber ihr seid unglaublich technisch versiert. Ihr habt nicht irgendwelche Technologien zusammengeschustert und eine Benutzeroberfläche draufgeklebt, wie es leider bei vielen Softwarefirmen der Fall ist.
Das Splashtop-Team hat wirklich von Grund auf ein System aufgebaut, das bei einigen sehr schwierigen technischen Herausforderungen sicher funktioniert.
Als Investor ist eines der Dinge, die mich begeistern, dass ihr im Wesentlichen einen großen Graben gebaut haben, der für andere sehr schwer zu überwinden ist. Das heißt, es wäre wirklich schwer für jemanden, das zu replizieren, was Splashtop aufgebaut hat. Das ist bei vielen risikokapitalfinanzierten Unternehmen nicht der Fall.
In dieser Hinsicht ist Splashtop ähnlich wie Zoom. Viele andere Videokonferenz-Tools haben Video und Audio. Aber ein Teil der Magie von Zoom ist, dass sie so viel Zeit für die Low-Level-Programmierung aufwenden, die in ihrer Anwendung steckt und auf unseren Computern läuft, was ihre Videoleistung so viel besser macht als die der Konkurrenz.
Es ist nicht so, dass es für jemanden unmöglich wäre, das zu tun, was Splashtop getan hat. Aber es steckt eine Menge technischer Magie hinter eurem Fernzugriffsansatz. Die Tiefe der Technologie mag für viele, die die Software nur benutzen und mögen, nicht offensichtlich sein, aber diese Tiefe ist es, die sie so robust macht und es ermöglicht, so gut zu funktionieren.
Mark: Nun, wir haben auf jeden Fall sehr hart an unserer Technologie gearbeitet und investieren weiterhin ständig in ihre Verbesserung. Wir haben das Glück, dass alle vier Gründer die gleiche Vision und das gleiche Engagement für das, was wir zu erreichen versuchen, teilen.
Ryan: Ich denke, der Zusammenhalt der vier Gründer ist eine der Superkräfte von Splashtop! Man findet selten vier Gründer, die schon so lange zusammen sind — in eurem Fall seit eurer Studienzeit am MIT, wo ihr alle Elektrotechnik und Informatik studiert habt — und die wirklich eher wie eine Familie sind.
Mark: Wir sind alle vier in Kalifornien als Kinder taiwanesischer Einwandererfamilien aufgewachsen. Obwohl wir uns erst am MIT kennengelernt haben, sind wir mit einer gemeinsamen Kultur und Erziehung gestartet. Wir behandeln alle Mitarbeiter bei Splashtop wie ein Teil unserer Familie und dieser Ansatz ist ein wichtiger Grund für den Erfolg des Teams.
Ryan: Diese enge Verbundenheit zusammen mit den technologischen Fähigkeiten des Teams ist wahrscheinlich für eine weitere Sache verantwortlich, die mich an Splashtop beeindruckt: Euer Durchhaltevermögen und eure Widerstandsfähigkeit. Im Laufe der Jahre musstet ihr euch einigen ziemlich drastischen Marktherausforderungen stellen und habt das Unternehmen komplett umkrempeln müssen.
Diese Kombination aus der Vision, einen anderen Weg zu sehen und den Fähigkeiten und dem Eifer, sich diesem neuen Weg mit ganzem Herzen zu widmen, ist etwas ganz Besonderes. Sie hilft, den bisherigen Erfolg von Splashtop zu erklären und sie lässt mich als Investor auf euren weiteren Erfolg vertrauen.
Mark: Wir alle schätzen die Unterstützung, die unser Team von dir und Tae Hea (Mitbegründer von Storm) über die Jahre hinweg erhalten hat, sehr. Auf noch bessere Leistungen in der Zukunft!